Saturday, 26 December 2009

Winterwunder

Guten Morgen!

Ich hoffe, wenn Du dies liest, hast Du wunderschöne Festtage hinter und ein tolles Silvester-Fest vor Dir. Möge 2010 uns allen mehr Frieden, griffigere Klimagesetze und eine etwas stabilere Wirtschaftslage bringen -- ist ja alles engstens verknüpft...

Vor Jahren mal, in einem früheren Leben, habe ich mit einer begabten Country-and-Western-Sängerin ein Lied singen dürfen, Roses in the Snow, das Emmylou Harris bekannt gemacht hatte. Claudia sang den Sopranpart, ich harmonierte im Alt mit. Es war wunderschön, und hätte sie nicht so viele religiöse Songs im Repertoire gehabt, wer weiss, ob wir nicht als Double Act mal aufgetreten wären. Vielleicht ist der Welt ein Hörerlebnis der anderen Art erspart geblieben... ;) Als ich letzten Sonntag diese Rosen im Schnee fotografieren konnte, habe ich intensiv an Claudia gedacht. Wir haben den Kontakt verloren, und ich frage mich ab und zu, wo sie wohl ist und was sie treibt.
Na ja, Claudia, vielleicht liest Du ja mal diese Zeilen und schreibst mir einen Kommentar. Würde mich freuen!

Zur Zeit kuriere ich eine Bronchitis, die ich Mangels Housi Burgeners Akupunktur nicht so recht los werde. Diese Therapien gehören zu den ganz, ganz wenigen Dingen, die mir hier in Oban fehlen. Ein nach wie vor und immer wieder von lärmigen Nachbarn aufgezwungener Schlafmangel hilft auch nicht gerade. Mit denen geht es allerdings sehr viel besser als auch schon, obwohl es immer wieder Rückfälle gibt. Letzte Nacht war sehr ruhig, aber jetzt geht es wieder anders zu: Da trampelte wer ins Haus und brabbelte laut was vor sich hin, das hat den Hund im Parterre in Zustände versetzt, der offenbar wieder Mal mausbeinallein in der Wohnung eingesperrt ist. Seit über einer Stunde höre ich mir das Geheule des Tieres an -- es dringt durch die Wachspfropfen, die ich mir in die Ohren gestopft hatte. Da mache ich halt ein wenig Weihnachtspost und plaudere unter anderem mit Dir und der Welt.

Hier ist es richtig wintrig kalt, seit Tagen unter Null. Zauberhaft. Wie lange wohl die Rosen noch so hübsch aussehen, die ich letzten Sonntag im Garten einer Freundin fotografiert habe?

Am 24.12. spät abends kam eine junge Chinesin hier an. Sie ist in Manchester im Austauschjahr und hätte Weihnacht allein verbringen müssen, wenn sie nicht bei HOST dabei wäre. Das ist eine gute Sache. Und bringt mir ab und zu einen wildfremden, aber gut ausgesuchten jungen Menschen ins Haus, den ich sonst nie kennenlernen würde. Junnan ist erst 19, aber sehr reif für ihre Jahre und hat einen feinen Humor. Wir haben einen sonnigen, eisig kalten Sonntag verbracht. Jetzt wird sich leider das Wetter ändern, aber wir werden was finden, das wir unterhaltsam unternehmen können miteinander. Wahrscheinlich besuchen wir eine meiner Freundinnen hier. Boxing Day ist ja genau dafür erfunden worden, scheint mir.

Soviel für heute. Und, nur um alle Missverständnisse gleich auszuräumen: Ich hätte diese Festtage gar nicht alleine verbracht, auch wenn Junnan nicht gekommen wäre. Doch ist es mir lieber, jemanden zu beherbergen, als mit FreundInnen zu feiern, die wirklich viel Wert auf ein christliches Fest legen. Da bin ich halt als "recovering Protestant" immer noch ziemlich konsequent.

Friedliche Tage und ein supergutes Neues Jahr!

Thursday, 10 December 2009

Westschottische Vorweihnacht und Silvester

Hier bin ich wieder Mal, nach langer Pause.
Ich musste mich auf meine Buchhaltung konzentrieren und auf ein paar andere dringende Dinge, darunter auch meine heiss geliebte und anständig bezahlte Übersetzerei. Doch jetzt nehme ich mir ein paar Augenblicke, wieder mal hier etwas niederzuschreiben.
Neulich hat mich jemand nach besonderen Bräuchen hier in der Adventszeit gefragt.
Nun, ich stelle fest, dass die Läden, die schon im Oktober Weihnachtsplunder aufgestellt hatten, jetzt noch einen Zacken zugelegt haben.
Auf der weniger kommerziellen Schiene war vor zwei Wochen "Lighting Up", also das offizielle Anzünden aller Weihnachtslichter im Städtchen. Da hier schon früh dunkel ist, kommen auch die ganz Kleinen in den Genuss, die (blauen) Lichter am grossen Tannenbaum und die bunten Lichter an den Strassenhängern angehen zu sehen. Dazu bringt ein Schlitten den Samichlaus (Father Christmas). Leider habe ich das eigentliche Spektakel verpasst, so dass ich Gerüchte nicht bestätigen kann, dass er dieses Jahr schmürzeliger war als auch schon...
Alle gemeinnützigen Organisationen und Kirchen (deren hat es hier besonders viele) machen Coffee mornings und Holly Tea afternoons – da wird gebacken, was die Öfen hergeben, und Gestricktes und Gebasteltes und kleine Setzlinge usw. usw. werden verkauft. Immer für einen guten Zweck, ist ja klar.
Es ist erstaunlich, was für Summen in diesem doch eher kleinen Ort zusammen kommen, wo die Arbeitslosigkeit nicht gering ist. Aber sogar die ganz Armen haben ein grosses Herz – das ist es ja auch, was mir hier unter vielen anderen Dingen so gefällt.
Viel wichtiger als die ganzen christlichen Feste aber ist im gälischen Raum, und dazu gehört Oban, die Silvesternacht, Hogmanay [HOGmanei] genannt. Da geht die Post ab mit grossem Fest auf einem grossen Parkplatz, Feuerwerk, Konzerten und Tanzerei unter den Sternen. Mir kommt das sehr entgegen, denn als "recovering Protestant" habe ich mit den christlichen Festen halt so meine liebe Mühe.
Letztes Jahr war Hogmanay hier in Oban fantastisch - auch fantastisch kalt - aber bei trockenem Wetter und glasklarem Himmel zauberhaft und wirklich gut organisiert und fröhlich/friedlich. Im Moment steht alles etwas auf der Kippe, da noch nicht ausreichend Tickets verkauft worden sind, aber ich bin da ziemlich optimistisch.
Und sonst machen wir unter FreundInnen ein Fest.
Euch allen wünsche ich eine schöne, friedliche, freudvolle Zeit.

Sunday, 6 December 2009

Kerzen für die Geiseln in Libyen

Guten Tag
amnesty international hat eine Aktion gestartet, um Aufmerksamkeit auf die beiden Schweizer Geiseln in Libyen zu richten:

Solidaritätsaufruf an die Bevölkerung
Schicken Sie eine Kerze nach Libyen

Rachid Hamdani und Max Göldi müssen in die Schweiz zurückkehren können. Die betroffenen Familien und Amnesty International rufen die Bevölkerung auf, in der Adventszeit ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Machen wir deutlich, dass sich in der Schweiz eine starke Bewegung für eine Rückkehr von Rachid Hamdani und Max Göldi formiert.

Zünden Sie eine Kerze an und schicken Sie Rachid Hamdani und Max Göldi eine persönliche Nachricht nach Libyen. Fordern Sie bitte Freunde, Arbeitskolleginnen und Nachbarn per Email, Facebook und Twitter auf, bei der Aktion mitzumachen. Sie können auch auf dem Postweg eine Karte an Rachid Hamdani und Max Göldi nach Tripolis schicken.

Vielen Dank für Ihre Anteilnahme und Unterstützung.

amnesty international Schweiz


Hier gibts ein Video-Interview vom Tages Anzeiger mit Christian Göldi, dem Bruder von Max Göldi, vom 4.12.2009, während der Solidaritätsaktion "Kerze nach Libyen" in Bern:
http://kerzenachlibyen.s3.amazonaws.com/media/tagivideo.html

Ich schäme mich für die Schweiz und ihre enge Sicht der Dinge -- dass der Bau von Minaretten in der Schweiz verboten werden soll, ist eine Schande! Die Schweiz sieht international gar nicht gut aus.