Friday, 13 March 2009

Gedanken zum Leben und Älterwerden, Singen und Gärtnern

Guten Tag

Hier kümmere ich mich u.a. mit viel Befriedigung um eine alte Dame, deren Angehörige eine halbe Tagesreise oder weiter entfernt leben. Sie ist fast 91-jährig und ihre alten FreundInnen sind halt auch nicht mehr im Stande, Hilfe zu leisten, wie sie es nötig hätte.

Jetzt ist sie ins Altersheim eingetreten und tut sich schwer damit. Ich kann ihr so gut nachfühlen und wünschte mir fast, ich hätte ein Haus mit dem Platz und der Infrastruktur, um mich selber ganz um sie zu kümmern. Doch das sind ja wohl Träume. Alleine käme ich ja auch nicht über die Runden, denn sie ist mehr und mehr verwirrt und verwechselt Tag und Nacht. Dazwischen aber hat sie lange, luzide Momente, und dann sind gute Gespräche noch möglich. Wie lange wohl noch? Sie ist sehr stark abgemagert in den letzten Monaten und hat die durchsichtige Haut der ganz alten Menschen. Ich habe sie sehr lieb gewonnen, seit ich sie letzten Juni zum ersten Mal gesehen habe.

Weiter erteile ich ein Mal pro Woche mit einer hiesigen Kollegin zusammen Englischunterricht für MigrantInnen (Teil eines Integrationsprogramms, das die lokale Behörde finanziert) für bis zu 15 Menschen aus fast allen Erdteilen und kulturellen Kontexten. Etwa halb und halb kommen sie aus dem europäischen Osten (Ungarn, Polen, Tschechien usw.) sowie aus Asien (Bangladesch, Thailand, China). Ab und zu schaut einE WesteuropäerIn herein. Die Leute sind vorwiegend in Hotels angestellt und arbeiten sehr unregelmässig. Der Unterricht richtet sich nach ihren Fähigkeiten, und wir teilen die Klasse meistens auf. Es ist spannend, aber auch anstrengend.

Im Garten fängt es jetzt auch wieder an, Spass zu machen. Ich habe gejätet und gestutzt. Und jenseits vom Maschendrahtzaun entsteht langsam, aber sicher ein Gemeinschaftsgarten. Letzten Sommer blühten dort alle Unkräuter, und die NachbarInnen haben jahrelang ihren Unrat dort entsorgt, mindestens den Grasschnitt, aber auch sonst viel Ghüder. Zudem bringen regelmässige Fluten auch ihre "Gaben". Vor knapp zwei Wochen haben wir zu fünft die Oberfläche von Plasticunrat und Glasscherben befreit. Jetzt ist einer meiner Nachbarn daran, etwas tiefer zu graben. Da das Geld nicht grad auf der Strasse liegt, wollen wir schon Mal ein paar Beete anlegen und wohl auch einen Kompost. Gemüse gibts in Anbetracht der Verunreinigungen im Boden wohl nicht sofort, aber für Blumen sollte es allemal reichen. Ich will Ringelblumen säen und Kapuzinerli.

Dann singe ich in zwei Chören mit. Im Mai führen wir im Oban Bach Choir den Elias von Mendelssohn auf. Und im Oktober solls mit dem Oban Gaelic Choir Preise regnen, wenn wir mit vielen anderen Chören um die Wette singen am Mod, dem grossen traditionellen Festival, das heuer in Oban stattfindet.

Der Frühling kommt auch langsam, und die Nächte sind schon ganz mild, so dass ich die Heizdecke weggesteckt und die Fenster offen habe. Im Garten blühen ein paar kleine Osterglocken und winzige blaue Hyazinthenglöckchen (sogenannte bluebells), nebst den Gänseblümchen im Rasen. Andernorts blühen die Rhododendren in aller Pracht, und gestern sind die ersten hellrosa Kirschen aufgeblüht. Diese Bäume sehen ganz festlich aus!

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