Guten Tag!
Am Tag der Einsetzung von Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von (Nord-)Amerika, gehen hier die Wellen hoch, und die Radio- und TV-Programme sind auf die USA gerichtet.
Das Interesse ist verständlich: Vor rund 150 Jahren wurden Zehntausende von SchottInnen von ihrem Land vertrieben, weil die reichen Landbesitzer Schafzucht betreiben wollten, was damals ein lukratives Geschäft war (heutzutage lohnt es sich kaum noch, und viele Weiden verganden, weil sie nicht bewirtschaftet werden). Schiffe voller Flüchtlinge nahmen Kurs auf die Neue Welt. Die Bande zwischen den Menschen, die auswandern mussten, und denen, die zurück geblieben waren, sind zumeist immer noch ganz eng. Zudem ist ja diese grosse Insel mit England, Wales, Schottland und (Nord-)Irland in einer "besonderen Beziehung" zu den USA, und viele junge Männer (und Frauen) leisten Kriegsdienst in Irak und Afghanistan. Deshalb ist das Interesse an den Ereignissen ennet des Grossen Teiches immens!
Ausserdem feiert Schottland heuer den 250. Geburtstag seines Nationalpoeten, Robert (Rabbie) Burns, und hat das Jahr der Heimkehr (Year of Homecoming) ausgerufen. Alle Menschen mit Schottischen Wurzeln sollen hierher kommen und mit den Zuhausegebliebenen feiern. Natürlich ist die Hoffnung gross, dass auch die Verwandten aus Amerika den Weg hierher finden werden, obschon die wirtschaftliche Lage miserabel ist.
Oban und seine Menschen bereiten sich langsam auf die BesucherInnen vor. Ein paar Häuser und Hotels sind renoviert; die Gerüste abgebaut, die seit ein paar Jahren den FussgängerInnen den Weg erschwert hatten. Die Stimmung ist allerdings bloss verhalten optimistisch, denn die tiefe Rezession macht vielen sehr zu schaffen:
Kleinbauern, crofters genannt, kämpfen mit um 100% bis 300% höheren Produktionskosten als vor gut einem Jahr! Ein Viertel aller Betriebe entlässt Angestellten, weil die Bestellungen zusammen gebrochen sind. Die wichtigste Bank, Bank of Scotland, war vor gut einem Monat in den Schlagzeilen und ist faktisch verstaatlicht; die nächstwichtige, Royal Bank of Scotland, hat £8 Milliarden verloren, und ihre Aktien brachen gestern um über 60% ein -- heute haben sie allerdings bereits um 16% aufgeholt -- letzte Nacht hätte man diese Aktien für weniger als £1 kaufen können! Faktisch ist auch diese Bank zu 70% verstaatlicht. Es ist ein eigenartiges Gefühl, sozusagen Mitbesitzerin dieser grossen, uralten Banken zu sein...
Mir geht es bei allen diesen düsteren Nachrichten ganz gut. Zwar habe auch ich nicht mehr so viel Arbeit wie letzten Sommer, aber es lässt sich ganz ordentlich leben. Und ich habe mir einen kleinen, aber feinen Freundeskreis aufgebaut. Hier sind die Menschen sozialer eingestellt: man klatscht und plaudert miteinander (es wird "a wee blether" genannt) statt zu mailen oder zu telefonieren. Vieles geht ein wenig langsamer, aber trotzdem ganz gut.
Soviel für heute. Das Wetter ist grau, aber die Sonne hat es kurz nach Sonnenaufgang vor etwa einer Stunde doch durch die Wolken geschafft, so dass ich eine Minidosis ganz helles Licht genossen habe.
Allen alles Gute und bis bald!
Tuesday, 20 January 2009
Gedanken am Tag der Einsetzung von Barack Obama
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Barack Obama,
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