Saturday, 26 December 2009

Winterwunder

Guten Morgen!

Ich hoffe, wenn Du dies liest, hast Du wunderschöne Festtage hinter und ein tolles Silvester-Fest vor Dir. Möge 2010 uns allen mehr Frieden, griffigere Klimagesetze und eine etwas stabilere Wirtschaftslage bringen -- ist ja alles engstens verknüpft...

Vor Jahren mal, in einem früheren Leben, habe ich mit einer begabten Country-and-Western-Sängerin ein Lied singen dürfen, Roses in the Snow, das Emmylou Harris bekannt gemacht hatte. Claudia sang den Sopranpart, ich harmonierte im Alt mit. Es war wunderschön, und hätte sie nicht so viele religiöse Songs im Repertoire gehabt, wer weiss, ob wir nicht als Double Act mal aufgetreten wären. Vielleicht ist der Welt ein Hörerlebnis der anderen Art erspart geblieben... ;) Als ich letzten Sonntag diese Rosen im Schnee fotografieren konnte, habe ich intensiv an Claudia gedacht. Wir haben den Kontakt verloren, und ich frage mich ab und zu, wo sie wohl ist und was sie treibt.
Na ja, Claudia, vielleicht liest Du ja mal diese Zeilen und schreibst mir einen Kommentar. Würde mich freuen!

Zur Zeit kuriere ich eine Bronchitis, die ich Mangels Housi Burgeners Akupunktur nicht so recht los werde. Diese Therapien gehören zu den ganz, ganz wenigen Dingen, die mir hier in Oban fehlen. Ein nach wie vor und immer wieder von lärmigen Nachbarn aufgezwungener Schlafmangel hilft auch nicht gerade. Mit denen geht es allerdings sehr viel besser als auch schon, obwohl es immer wieder Rückfälle gibt. Letzte Nacht war sehr ruhig, aber jetzt geht es wieder anders zu: Da trampelte wer ins Haus und brabbelte laut was vor sich hin, das hat den Hund im Parterre in Zustände versetzt, der offenbar wieder Mal mausbeinallein in der Wohnung eingesperrt ist. Seit über einer Stunde höre ich mir das Geheule des Tieres an -- es dringt durch die Wachspfropfen, die ich mir in die Ohren gestopft hatte. Da mache ich halt ein wenig Weihnachtspost und plaudere unter anderem mit Dir und der Welt.

Hier ist es richtig wintrig kalt, seit Tagen unter Null. Zauberhaft. Wie lange wohl die Rosen noch so hübsch aussehen, die ich letzten Sonntag im Garten einer Freundin fotografiert habe?

Am 24.12. spät abends kam eine junge Chinesin hier an. Sie ist in Manchester im Austauschjahr und hätte Weihnacht allein verbringen müssen, wenn sie nicht bei HOST dabei wäre. Das ist eine gute Sache. Und bringt mir ab und zu einen wildfremden, aber gut ausgesuchten jungen Menschen ins Haus, den ich sonst nie kennenlernen würde. Junnan ist erst 19, aber sehr reif für ihre Jahre und hat einen feinen Humor. Wir haben einen sonnigen, eisig kalten Sonntag verbracht. Jetzt wird sich leider das Wetter ändern, aber wir werden was finden, das wir unterhaltsam unternehmen können miteinander. Wahrscheinlich besuchen wir eine meiner Freundinnen hier. Boxing Day ist ja genau dafür erfunden worden, scheint mir.

Soviel für heute. Und, nur um alle Missverständnisse gleich auszuräumen: Ich hätte diese Festtage gar nicht alleine verbracht, auch wenn Junnan nicht gekommen wäre. Doch ist es mir lieber, jemanden zu beherbergen, als mit FreundInnen zu feiern, die wirklich viel Wert auf ein christliches Fest legen. Da bin ich halt als "recovering Protestant" immer noch ziemlich konsequent.

Friedliche Tage und ein supergutes Neues Jahr!

Thursday, 10 December 2009

Westschottische Vorweihnacht und Silvester

Hier bin ich wieder Mal, nach langer Pause.
Ich musste mich auf meine Buchhaltung konzentrieren und auf ein paar andere dringende Dinge, darunter auch meine heiss geliebte und anständig bezahlte Übersetzerei. Doch jetzt nehme ich mir ein paar Augenblicke, wieder mal hier etwas niederzuschreiben.
Neulich hat mich jemand nach besonderen Bräuchen hier in der Adventszeit gefragt.
Nun, ich stelle fest, dass die Läden, die schon im Oktober Weihnachtsplunder aufgestellt hatten, jetzt noch einen Zacken zugelegt haben.
Auf der weniger kommerziellen Schiene war vor zwei Wochen "Lighting Up", also das offizielle Anzünden aller Weihnachtslichter im Städtchen. Da hier schon früh dunkel ist, kommen auch die ganz Kleinen in den Genuss, die (blauen) Lichter am grossen Tannenbaum und die bunten Lichter an den Strassenhängern angehen zu sehen. Dazu bringt ein Schlitten den Samichlaus (Father Christmas). Leider habe ich das eigentliche Spektakel verpasst, so dass ich Gerüchte nicht bestätigen kann, dass er dieses Jahr schmürzeliger war als auch schon...
Alle gemeinnützigen Organisationen und Kirchen (deren hat es hier besonders viele) machen Coffee mornings und Holly Tea afternoons – da wird gebacken, was die Öfen hergeben, und Gestricktes und Gebasteltes und kleine Setzlinge usw. usw. werden verkauft. Immer für einen guten Zweck, ist ja klar.
Es ist erstaunlich, was für Summen in diesem doch eher kleinen Ort zusammen kommen, wo die Arbeitslosigkeit nicht gering ist. Aber sogar die ganz Armen haben ein grosses Herz – das ist es ja auch, was mir hier unter vielen anderen Dingen so gefällt.
Viel wichtiger als die ganzen christlichen Feste aber ist im gälischen Raum, und dazu gehört Oban, die Silvesternacht, Hogmanay [HOGmanei] genannt. Da geht die Post ab mit grossem Fest auf einem grossen Parkplatz, Feuerwerk, Konzerten und Tanzerei unter den Sternen. Mir kommt das sehr entgegen, denn als "recovering Protestant" habe ich mit den christlichen Festen halt so meine liebe Mühe.
Letztes Jahr war Hogmanay hier in Oban fantastisch - auch fantastisch kalt - aber bei trockenem Wetter und glasklarem Himmel zauberhaft und wirklich gut organisiert und fröhlich/friedlich. Im Moment steht alles etwas auf der Kippe, da noch nicht ausreichend Tickets verkauft worden sind, aber ich bin da ziemlich optimistisch.
Und sonst machen wir unter FreundInnen ein Fest.
Euch allen wünsche ich eine schöne, friedliche, freudvolle Zeit.

Sunday, 6 December 2009

Kerzen für die Geiseln in Libyen

Guten Tag
amnesty international hat eine Aktion gestartet, um Aufmerksamkeit auf die beiden Schweizer Geiseln in Libyen zu richten:

Solidaritätsaufruf an die Bevölkerung
Schicken Sie eine Kerze nach Libyen

Rachid Hamdani und Max Göldi müssen in die Schweiz zurückkehren können. Die betroffenen Familien und Amnesty International rufen die Bevölkerung auf, in der Adventszeit ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Machen wir deutlich, dass sich in der Schweiz eine starke Bewegung für eine Rückkehr von Rachid Hamdani und Max Göldi formiert.

Zünden Sie eine Kerze an und schicken Sie Rachid Hamdani und Max Göldi eine persönliche Nachricht nach Libyen. Fordern Sie bitte Freunde, Arbeitskolleginnen und Nachbarn per Email, Facebook und Twitter auf, bei der Aktion mitzumachen. Sie können auch auf dem Postweg eine Karte an Rachid Hamdani und Max Göldi nach Tripolis schicken.

Vielen Dank für Ihre Anteilnahme und Unterstützung.

amnesty international Schweiz


Hier gibts ein Video-Interview vom Tages Anzeiger mit Christian Göldi, dem Bruder von Max Göldi, vom 4.12.2009, während der Solidaritätsaktion "Kerze nach Libyen" in Bern:
http://kerzenachlibyen.s3.amazonaws.com/media/tagivideo.html

Ich schäme mich für die Schweiz und ihre enge Sicht der Dinge -- dass der Bau von Minaretten in der Schweiz verboten werden soll, ist eine Schande! Die Schweiz sieht international gar nicht gut aus.

Sunday, 27 September 2009

La Bohème im Hochhaus -- und eine meiner Freundinnen ist persönlich dabei!

Meine Lieben alle

Die Spatzen pfeifen es vom Hochhausdach:

«La Bohème im Hochhaus»: SF inszeniert Puccinis Oper in Bern

Dienstag, 29. September 2009, 20.05 Uhr, live auf SF 1, HD suisse, TSR 1, RSI 1 und Arte

Die Vorbereitungen für das diesjährige Opernereignis des Schweizer Fernsehens laufen auf Hochtouren. Schliesslich muss das Berner Gäbelbachquartier bis zur Livesendung vom Dienstag, 29. September 2009, in eine Opernbühne verwandelt werden und zugleich als Fernsehstudio taugen. Für die Titelrollen von «La Bohème im Hochhaus» konnte SF international renommierte Sängerinnen und Sänger verpflichten. Das Kulturereignis ist am Dienstabend, 20.05 Uhr live auf SF 1, TSR 1, RSI LA 1 und Arte zu sehen. Drei prominente Moderatoren führen von verschiedenen Standorten aus durch «La Bohème im Hochhaus».

Die Sendung kann auch als Livestream auf http://www.sf.tv/sendungen/laboheme/index.php abgerufen werden.

Thursday, 24 September 2009

Count-Down für die Klimakonferenz in Kopenhagen

Nachricht von Greenpeace Schweiz – 23.09.2009

Countdown für die Klimakonferenz Kopenhagen

Meine Lieben alle

Diesen Dezember entscheiden in Kopenhagen die führenden Politikerinnen und Entscheidungsträger über die Zukunft unseres Klimas.

Kommen Sie am 17. Oktober mit Greenpeace auf den Bundesplatz. Gemeinsam zeigen wir, dass uns der Klimaschutz wichtig ist. Die Schweizer Delegation für Kopenhagen soll wissen, dass wir von ihr konkrete Massnahmen und Zusagen für den Klimaschutz fordern: Die UNO-Klimakonferenz soll griffige Ergebnisse hervorbringen!

Viele tausend Menschen haben in den letzten Monaten mit ihrer Unterschrift und ihren eigenen Worten deutlich gemacht, was sie vom Bundesrat erwarten. Die Übergabe dieser Unterschriften auf einer riesigen Klimafahne feiern wir gemeinsam auf dem Bundesplatz mit einem bunten Klimafest.

Datum: Samstag, 17. Oktober 2009

Ort: Bern, Bundesplatz

Zeit: 15.00-19.00 Uhr

Unterschreiben Sie die globale Petition an die Staatschefs!
(Die Petition wird unterstützt von Greenpeace, Solargeneration, Genossenschaft Solarspar, NWA Schweiz, KlimaCommitment.)

Klimafreundliche Grüsse
Tanja Keller, Greenpeace

PS: Wussten Sie, dass der Klimaschutz der Schweiz 60 000 neue Arbeitsplätze bringt?

.....................................................................................................

you turn the earth

Thursday, 10 September 2009

Aufregende Zeiten

Meine Lieben alle

Mein jüngster Besuch aus der Schweiz hat sich am Dienstag (8.9.09) früh verabschiedet und ist wohlbehalten in Edinburgh eingetroffen. Ich habe die Gesellschaft von Sarah und Reto genossen, nicht nur wegen der wunderbaren Mahlzeiten, die Reto ab und zu hingezaubert hat. Es ist schon sehr speziell, einen Koch zu Gast zu haben...
Auf ihrer Reise gen Osten hatten die beiden Glück, denn auf der A83 am wunderschönen Pass namens Rest and Be Thankful ereignete sich ein grosser Erdrutsch: Ca. um 12h30 schlitterten über 1000 Tonnen Geröll und Erde den Hoger hinunter -- schon wieder, nachdem sich 2004 und im Oktober 2007 Erdrutsche an der gleichen Stelle ereigneten, die die Strasse während Wochen unpassierbar machten. Seither steht dort eine Lichtsignalanlage und werden geotechnische Studien angestellt. Zum Glück gabs keine Verletzten oder beschädigten Fahrzeuge, denn die Strecke war seit dem frühen Dienstag Morgen unter genauer Beobachtung.
Die Strasse war bis heute 15 Uhr geschlossen (s. hier - leider nur auf englisch), was die Ortsansässigen zu Umwegen von bis zu zwei Stunden gezwungen hat.
Dieser neueste Erdrutsch zeigt uns wieder einmal, wie fragil unsere Lebensweise ist, die so stark vom Auto abhängig ist.
Ebenfalls am Dienstag wurde unser Gemeinschaftsgarten wieder mal unter Wasser gesetzt (Überschwemmung Nr. 6 seit letztem Oktober!). Dem Garten entlang fliesst ein kleiner Bach, früher war das mal ein Mühlebach, was ganz reizvoll ist, aber eben. Als das Wasser zurück gegangen war, habe ich das Bachbett inspiziert und fand es voller Unrat, Holz und vegetabiles Schwemmgut.Doch gestern und heute hatten wir trocken und sogar etwas Sonne. Heute Vormittag haben ein paar Mannen vom Oban Employability Team, einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, unser Bächlein geputzt …
(s. auch hier).
Nun lärmt das Bächlein nicht mehr so extrem, sondern plätschert ruhig und friedlich vor sich hin, und wir hoffen auf trockenere Zeiten.
Bis bald -- liebe Grüsse
M

PS: Bei alledem ging es uns ja noch gut: Nördlich von Aberdeen stiegen die Flüsse übers Wochenende über die Ufer und ca 100 Familien sind seither obdachlos und haben keine Ahnung, wann sie wieder in ihre Häuser zurück können.

Saturday, 29 August 2009

Clematis an meinem Gartenzaun
Meine Liebe, mein Lieber
Ich hoffe, es geht Euch allen gut und Ihr habt den doch langsam zu Ende gehenden Schweizer Sommer geniessen können.
Ich habe meinen zweiten Sommer in Schottland überaus genossen. Das Wetter war dieses Jahr deutlich angenehmer und die vielen verschiedenen Blumen und Disteln, die meine Nachbarn und ich heuer gezogen haben, geben Schmetterlingen und ihren Raupen die richtige Behausung und Nahrung. Pfauenaugen sind hier inzwischen wieder recht häufig, Monarchenfalter habe ich etliche gesehen, und Zitronenfalter flattern auch öfters durch die Bohnenstauden und um die Kapuzinerli.
Seit Mitte Mai ist alle paar Wochen jemand zu Besuch: Zuerst kamen meine Eltern im Mai, dann eine Freundin, dann mein jüngster Neffe (21), mit dem ich einen Tag im Meerkajak herumgepaddelt bin. Dann war eine junge Jus-Studentin aus Nigeria hier. Neulich traf ein jugendliches Freundespaar ein, das jetzt gerade nordwärts unterwegs ist und hier in gut einer Woche nochmals reinschneit, bevor sie zurück in die Schweiz reisen. Reto ist Koch und hat uns wunderbar bewirtet. Einmal gabs grünes Thaicurry mit Bio-Poulet und Crevetten aus der Gegend.
Vorgestern kamen frisch gefangene Makrelen auf den Tisch, mit einem wunderbaren Sommersalat aus lokalen und Bioprodukten.Mmmmh! Danke, Reto.
Bald schon kommt eine weitere, ältere Freundin, gefolgt von meiner Patentochter und ihrem Partner.
Vom 10.-17.10. ist hier National Mòd, ein Wettmusizieren, -Singen, -Rezitieren auf Gälisch und streng bewertet. Seit ca. 100 Jahren zum ersten Mal ist der Mòd wieder in Oban, da wollen wir vom Oban Gaelic Choir natürlich glänzen. Entsprechend sind wir fleissig am Üben und Proben. Es macht grossen Spass, ist aber auch eine ganz schöne Herausforderung. Inzwischen verstehe ich immerhin schon ein paar Brocken Gälisch und weiss auch halbwegs, wie man die unmöglich geschriebenen Wörter ausspricht. :) Bis in einem Jahr will ich aber wirklich wesentlich weiter sein. Wir hoffen, hier einen Kurs extra für den Chor auf die Beine zu stellen.Was meine Wohnsituation betrifft, habe ich inzwischen ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die lärmigen Nachbarn im unteren Stock zur Ordnung zu rufen -- es ist viel besser! So komme ich doch immer öfter zu 6 bis 7 Stunden gutem Schlaf, was mein Lebensgefühl enorm hebt.
Ich hoffe, dass bald auch noch der arme Hund einen besseren Platz findet, wo er mehr Auslauf hat und nicht tagelang eingeschlossen ist. Das Tier kann einem leid tun. So ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder heult und jault und bellt, wenn es allein gelassen ist und Fremde am Haus vorbei gehen.
Doch auch das ist besser als auch schon -- hoffen wir, es bleibt so. Dann kann ich hier wirklich gut leben.
Denn wenns ruhig ist, ist es sehr, sehr still und man hört bloss das Rauschen des Baches unten am Garten, und vielleicht noch das Rauschen des Windes in den Bäumen. Auch tagsüber ist es meist überaus ruhig, so dass ich gut und konzentriert arbeiten kann.
Im Sommer habe ich -- Details hier in einem anderen Eintrag -- in Edinburgh am MoonWalk teilgenommen. Den Nacht-Marathon im Schnellgang (aber nicht im Laufen), also 26,2 Meilen, habe ich auch wirklich geschafft. Es war ganz speziell, wenn auch sehr anstrengend.
Doch sowas mach ich in diesem Leben wirklich nur einmal und nicht wieder. Die Distanz ist mir schlicht zu gross. So bis zu 15, 16 Meilen schaffe ich gut, sogar ohne viel Training.
Meine armen Füsse haben sich lange nicht richtig erholt, und noch jetzt sind sie nicht so wie vorher. Von den tiefen Blasen habe ich Narben, was aber nicht das Problem ist. Eher sind es wohl feine Ermüdungsrisse in den kleinen Fussknochen, die mir noch etwas zu schaffen machen.
Doch inzwischen habe ich mich hier einer Wandergruppe angeschlossen, die so ca. alle zwei Sonntage ein paar Stunden unterwegs ist, ganz gemütlich und ohne zu forcieren. Das ist sehr gut und wunderbar, und die Leute sind sehr nett.
Was ich nicht vergessen will, ist ein wunderbarer Segeltörn von der Connel Bridge bis zum Anfang des Loch Etive, fast am Ben Nevis/Glen Coe, mit einer Freundin aus dem Bach Chor und ihrem Mann. Er hat das zweispitzige, doppelmastige Segelboot aus Holz selber entworfen und gebaut. Es war super! Hier Dave in voller Aktion -- da kam grad ziemlich viel Wind auf, und er musste das Vorsegel einholen.
Wie das Leben halt so ist, gibt es immer wieder Veränderungen. So ist Moira, eine meiner besten Oban-Freundinnen, vor einem guten Monat nach Newcastle-upon-Tyne gezogen, weit weg an der Ostküste von England. Sie fehlt mir sehr. Und die 86-jährige Mutter meiner besten Oban Freundin hatte vor einer guten Woche eine schlimme Herzattacke und liegt jetzt in Glasgow im Spital. Das beschäftigt mich, nicht nur, weil die Freundin jetzt natürlich völlig absorbiert ist, sondern auch, weil die liebenswürdigste, lebenslustigste aller alten Damen vielleicht halt doch nicht mehr lang zu leben hat. Ob sie wohl nochmals nach Oban zurück kommt? Die Familie ist optimistisch, und so bin ich es denn auch.
In Bern ist vor kurzem Käthi, eine meiner alten Freundinnen, gestorben, und es tat sehr weh, nicht beim letzten Abschied dabei zu sein.
Auch den 60. Geburtstag von Brigitte, einer sehr guten, alten Freundin, hätte ich gerne mitgefeiert.
Das ist der Preis des Exils. Doch mein Kreis hier ist angenehm und abwechslungsreich, und mein Leben privilegiert: Im Vergleich zu so vielen auf der Welt habe ich es sehr gut, ein warmes Dach über dem Kopf, immer gut und schön zu essen, und auch sonst alles, was es braucht. Ich bin sehr dankbar.
Bis bald wieder -- hoffentlich!
Alles Liebe.

Thursday, 30 July 2009

BZ: Vierbeiner spielt im Orchester mit

Meine Lieben

Eine meiner guten Freundinnen in Bern hat mir einen wunderbaren Link geschickt zu einem Artikel im "Wild Wide Web" der Berner Zeitung:
****
Vierbeiner spielt im Orchester mit
Aktualisiert am 28.07.2009

Ein litauisches Ensemble setzt bei den Aufführungen auf Katzenmusik: Der Vierbeiner begleitet sie im Konzert per Video-Leinwand.

http://www.bernerzeitung.ch/digital/wild-wide-web/Vierbeiner-spielt-im-Orchester-mit/story/29827071

Das sogenannte «Catcerto» ist ein Projekt des litauischen Komponisten Mindaugas Piecaitis. Die Welt-Premiere feierte die tierische Aufführung bereits im Juni in Klaipeda in Litauen.

****

Das ganze Katzert kann auch auf YouTube genossen werden... -- viel Vergnügen!

PS: Meine Katze spielte seinerzeit ab und zu mit mir auf dem Klavier -- aber das war vor fast 50 Jahren, und da gab es noch weder Videokameras, noch Internet, noch irgendsowas. Und wir dachten alle, die Katzenpfoten würden die Elfenbeintasten zerkratzen. Deshalb durfte Muschi nicht spielen. Tempora mutantur...


Das

Thursday, 23 July 2009

Fehlinvestitionen

Guten Tag
In letzter Zeit beschäftigt mich -- nebst vielen anderen Dingen -- wieder einmal der Gedanke, wie irrsinnig blödsinnig unsere Regierenden unser Geld verschwenden. Gemäss Guardian Weekly vom 17.7.09, S. 22 (Afghanistan - Led by donkeys), kosten die "militärischen Operationen", also der Krieg in Afghanistan, die Koalition von westlichen Ländern jeden Monat zwanzig Milliarden US-Dollar.
Da werden also, wenn ich das richtig umgerechnet habe, jeden Monat rund 21,5 Milliarden Schweizer Franken oder 258 Milliarden Schweizer Franken jährlich verputzt, um ein Land und seine Menschen in Schutt und Asche zu legen.
Was könnte man mit diesem Geld alles an Produktivem, Aufbauendem leisten?
Die Kriegsindustrie könnte ganz und gar umgekrempelt werden.
Strassen, Spitäler, Kindergärten, Schulen könnten gebaut werden, ebenso wie kleine Staudämme für lokale Stromproduktion und die Bewässerung bisher trockener Täler.
Das Marketing für landwirtschaftliche Produkte könnte verbessert werden, so dass die Bauern und Bäuerinnen nicht auf Mohn ausweichen, der wesentlich besser rentiert als Hirse, Mais oder Kartoffeln.
Damit könnte so viel Goodwill geschaffen werden! Es wäre eine super "Win-Win"-Situation für alle Seiten.
Statt dessen sät der Westen Hass und Zerstörung und Lügen (die USA und Grossbritannien stecken tief im Morast von Folterungen der mittelalterlichen Art, um sogenannte Informationen aus Terrorverdächtigen herauszupressen).
Wenn der Westen das Geld in Aufbauendes investiert, haben die Taliban und alle anderen Terrororganisationen keine Grundlage mehr für ihre eigenen Hasskampagnen.
Wir ernten heute die Saat der Untaten der westlichen, sogenannt zivilisierten Länder in den letzten 8, 20, 50, 100, 200 Jahren: Ausbeutung, Betrug, Zerstörung. Und das ist nur ein Aspekt, an die Zerstörungen durch sogenannt friedliche Aktivitäten, habe ich noch kaum gedacht.
Auch im Westen ist vielerorts Infrastrukturarbeit bitter nötig. Hier in Schottland, zum Beispiel, sind viele Strassen in einem erbärmlichen Zustand, und die Wasser- und Luftressourcen für Stromproduktion bleibt ungenutzt, weil das Netzwerk von Starkstromleitungen den Strom nicht aufnehmen kann. Also bleiben viele Pläne für Windfarmen an Land und im Meer auf der Strecke und unser CO2-Ausstoss unverändert hoch.
Tausende von Jugendlichen hängen Tag für Tag auf der Strasse rum und kommen auf krumme Gedanken. Bei einer Arbeitslosigkeit von über 25% (knapp 180'000 registrierte arbeitslose Menschen) ist es gerade für Junge sehr schwer, Arbeit zu finden. Viele von ihnen landen im Gefängnis, wo sie eher noch mehr kriminelle als sozial hilfreiche Fähigkeiten erwerben.
In Schottland kostet gemäss BBC Radio Scotland von heute früh jeder Gefängnisinsasse den Staat jedes Jahr £40'000 bis 45'000 (ca. CHF70'000 bis 80'000); weitaus die Mehrheit von allen jugendlichen Gefängnisinsassen kommen aus einem relativ kleinen Dreieck zwischen Edinburgh, Stirling und Glasgow, weshalb jetzt ein Pilotprojekt untersuchen will, ob sechs Wochen in einem intensiven Heimprogramm zur Resozialisierung und Rehabilitation etwas bringen werden. Für zehn Personen sind £1,5 Millionen budgetiert.
Wie wärs mit Lehrstellen und Kursen für Jugendliche und Erwachsene zu Sozialen Fähigkeiten, Friedensbildung und Konfliktlösung?

Monday, 20 July 2009

Zentrum Paul Klee: Mahmoud Turkmani «Lilith's Wiederkehr» (UA)

Uraufführung zur Orient-Ausstellung 2009 im Zentrum Paul Klee, Bern

Sa 25. Juli 2009, 18 Uhr (Die Ausstellungen sind geöffnet bis Konzertbeginn)

Zentrum Paul Klee, Auditorium Martha Müller

Mahmoud Turkmani «Lilith's Wiederkehr» (UA)

Mahmoud Turkmani und Ensemble; Maja Homburger, Violine; Barry Guy, Kontrabass

Musiktheater. Eine Produktion von Schweizer und Libanesischen Musikern / Crossover zwischen Arabischer Musik, Klassischer Musik und Jazz.

Her Lilith ist eine junge arabische Frau, die in eine Gesellschaft voller ethnischer und religiöser Unterschiede zurückkehrt. Sie will sich selbst in all diesen grossen Widersprüchen und angesichts der selbstverständlichen Begierde gegenüber ihrer Sexualität behaupten und neu kennen lernen. Ihre widerspenstige, provozierende, nicht unterwürfige und auf ihrem Recht bestehende Art kontrastiert mit den Erwartungen, die ihr entgegenschlagen.
Die Libanesische Dichterin Joumana Haddad gehört zur jüngeren Generation von Schriftstellern, die eine neue Ausdrucksform und eine moderne Sprache der überlieferten Tradition vorziehen. Haddad's Hauptinteresse liegt im Ausdruck der verschiedenen Facetten weiblichen Empfindens und Begehrens. Mit gebrochenem Pathos und Ironie geleitet sie den Leser durch ihre Welt von Gedankenspiel und Wortsinn. Mahmoud Turkmani lebt in Bern und ist in der Schweiz einem breiten Publikum bekannt. Seine letzten Konzerte mit Jar Sharr Mout waren alle ausverkauft. Interessant an Turkmani ist der Ausgangspunkt von der alten arabischen Musiktradition uns seine Mutation in eine aktuelle Musiksprache.

Mahmoud Turkmani, Composer, oud & Gitarre
Elisabeth Kappus Derungs, Bratsche
Maya Homburger, Violine
Barry Guy, Kontrabass
Bijan Chemirani, Perkussion
Heidi Maria Glössner, Vorleserin

www.mahoudturkmani.com

Eintritt: CHF 38/28/18 Mit Ausstellungsbesuch CHF 48/38/28
Vorverkauf: www.kulturticket.ch Tel 0900 585 887 (1.20/Min)

Thursday, 2 July 2009

Besuch aus der Schweiz

Guten Tag!
Mein Neffe H. ist am Montag Abend gut hier eingetroffen. Ich glaube, es gefällt ihm ganz gut. Unter anderem geniesst er es, hier seinen eigenen Compi brauchen zu können (d.h. mein Reserve-Laptop mit drahtlosem Zugang zum Internet alias WiFi).
Am Dienstag Nachmittag haben wir uns auf den City Sightseeing Bus geschwungen und für je £6 die Reise hinauf nach Connel zur Brücke und durchs Dörfchen, dann zurück durch Oban und hinunter nach Easdale, der Schiefer-Insel, und wieder zurück genossen. Alles wurde vom Chauffer kommentiert, inklusive viele Informationen über Princess Diana und ihre Mutter, die in dieser Gegend wohnte und einen Laden hatte, den sie schliessen musste, weil sie von Diana-Fans überrannt wurde.
Es war ein herrlicher Tag, ganz ähnlich dem, den ich vor ein paar Wochen mit meinen Eltern erwischt habe, nur etwa zehn Grad wärmer.
Gestern waren wir auf dem Wasser; wir haben einen intensiven Tag im Meer-Kajak (zur Verfügung gestellt von Sea Kayak Oban) verbracht, das ist eine Art Paddelboot, wo man sieht, wos hingeht (bei Ruderbooten sitzt man ja mit dem Rücken zu dem, was kommt, was im Meer nicht so praktisch ist). Wir machten Tag 1 eines 2-tägigen Anfängerkurses mit sechs oder sieben anderen NovizInnen im Alter von 57 bis 13.
Es war wunderschön, aber auch ziemlich anstrengend. Ich hatte nur so Neopren-Finken an und hatte immer nasse Füsse. Das Meerwasser hat der noch sehr dünnen Haut unter den alten Blasen gut getan. Jetzt muss ich einfach ab und zu die trockenen Hautränder abraspeln und immer gut einschmieren, damit die alte Haut nicht reisst und alles wieder von vorne anfängt. Das ist ein rechtes Theater...
Aber der Tag war gut, und bei fast dichter Wolkendecke haben wir uns auch nicht verbrannt, sondern nur so ein wenig gesunde Farbe gekriegt. Seit Mai gibts ja auch hier in Oban ein Sea Kayak Centre, und das macht alles viel einfacher. Nicht gerade billig, aber immer noch günstiger als selber so ein Boot und das ganze Zugemüse zu kaufen. Wir haben einfach die Kajaks die Strasse hinunter an den Strand getragen (die Dinger haben allerdings ihr ganz beachtliches Gewicht). Innert einer Viertelstunde war alles am Strand bereit. Das ist doch ziemlich "grün", finde ich. Wir haben ein paar Reiher aufgescheucht, Dutzende von Oystercatchers, und im Wasser haben wir Hunderte von Quallen gesehen, zT mit an die 40cm Durchmesser -- durchsichtige Riesendinger mit einem Hauch Caramelfarbe in der "Haube", denen ich gerne nicht von blosser Haut begegne, denn ihre Fäden enthalten ein Nervengift, das zT massive Hautverbrennungen hervorruft und tagelang schmerzt. Ich bin nicht sicher, welche Art es war, aber die grossen sahen sehr ähnlich aus wie die im Link (also Lion's Mane jellyfish oder Löwenmähnenqualle, Cyanea capillata).
Heute hat H. hat sich selber versorgen müssen, denn ich musste mal ein wenig ausschlafen und hatte dann gleich eine kleine Feuerwehrübung für unser Community Garden Projekt. Es war ein ruhiger Morgen mit etwas Regen, der ganz gut tut und den Staub aus der Luft wäscht.
H. und ich habens gut; es macht Spass, so einen netten jungen Mann hier zu haben, der selber anpackt und ähnliche Standards pflegt wie ich.
Am Wochenende gehen wir mit einem weiteren Kollegen von mir hinunter nach Crinan. Da gibts seit heute ein Holzboot-Festival mit Festivitäten und Regatten. Wenn das Wetter mitspielt (die Prognose ist durchzogen), gibts ein paar schöne Fotos.
Von vorgestern und gestern habe ich keine Fotos; ich hatte a) die Kamera nicht dabei und b) zuwenig Zeit oder die Bedingungen waren mir zu riskant (vom Kajak aus, zum Beispiel). Zudem hatte ich auf dem Kajak genug damit zu tun, nicht zu weit hinter die Gruppe zurück zu fallen. Meine Arme brauchen ein ähnliches Training wie die Beine für den Marathon -- Ha! :)

Friday, 26 June 2009

Gedanken zum MoonWalk, einem Nachtmarathon der besonderen Art

Meine Lieben alle
Am vergangenen Wochenende (20./21. Juni 2009) habe ich in Edinburgh den MoonWalk erwandert. Das ist ein Nachtmarsch in Marathon-Länge, der alljährlich als Fundraiser für Brustkrebsforschung durchgeführt wird, dieses Jahr immerhin schon zum fünften Mal! Mehr dazu auf der MoonWalk Website.
Ich legte die 26,2 Meilen oder 42.195 km in einer Zeit von ca. 8 1/2 Stunden zurück. Die ersten 16 Meilen waren ok, die letzten 10,2 Meilen allerdings schon eine ziemliche Qual, weil meine Füsse trotz gut durchlüfteter Sandalen (!) Blasen warfen. Ich kann jetzt gut nachfühlen, wie es seinerzeit meinem Vater ergangen ist, als er als gemeiner Füsilier seine Monstermärsche für die Schweizer Armee absolvieren musste. Ich hatte wenigstens die Wahl, was für Fusswerk ich tragen wollte. Und keinen schweren Rucksack zu schleppen, sondern bloss ein wenig Proviant, mein Bauchtäschchen, eine Flasche Getränk und meine Kamera.
Trotz der Blasen war der MoonWalk ein eindrückliches Erlebnis. Ich bin recht stolz, dass ich das geschafft habe.
Die Stimmung war überaus eindrücklich; die ganze Nacht lang standen immer wieder Menschen am Wegesrand und haben uns ermuntert. Wir wurden gut versorgt mit Getränken (nur Wasser, aber immerhin), und ab ca 5 Uhr gab es auch Orangenschnitze und halbe Bananen zum schnell was Frisches essen. Ich hatte zwei Äpfel und zwei Müeslistengel vom Migros dabei, das hat gut gereicht. Am Abend vorher habe ich mich an Gemüserisotto satt gegessen, das während des Vorfests mit feiner Swingmusik aus den 1940er und 1950er Jahren im grossen rosa Zelt angeboten wurde.
Trotz allem werde ich wohl kaum mehr so einen Marsch unternehmen: der Rummel war zwar witzig, aber es war stressig, in der Menge zu gehen, und ich fühlte mich unter Druck, mein Team ja nicht warten zu lassen. Das hat dann trotzdem nicht so ganz geklappt, weil ich am Schluss noch meine Kamera suchen musste, die mir unterwegs abhanden gekommen war. Immerhin habe ich sie wieder gefunden -- den hilfreichen Menschen in grell gelben und orangen Blusen sei ein riesiger Dank -- und kann somit auch diese Bilder hier einstellen.
Gleich beim Eingang in die Aufenthaltszone empfängt uns eine fantasievolle schottisch-karibisch-südamerikanische Perkussionsband -- lauter Frauen in weisser Hose und Kilt namens Commotion. Der Sound war fantastisch und die Rhythmen stimmten mich voll auf locker-luftig ein.
So werden wir in ca. 3 Stunden losmarschieren. Weils um Brustkrebsforschung geht, nehmen die meisten Marschteilnehmenden im reich dekorierten BH teil, auch die Männer.
Eine kleine Gruppe mit neckisch dekorierten BHs. Ich vermute, das war eine Mutter mit ihren jungen Töchtern.
Ca. 23Uhr draussen vor dem grossen rosa Zelt. Die "Mondlampen" waren da noch fast überflüssig.
Jetzt geht es dann gleich los (denkste, es dauerte noch mindestens zwanzig Minuten, bis wir über die Startlinie johlten. Von Oban waren rund 30 Frauen dort.
Ca eine Stunde nach Abmarsch, also etwa 01:30, in einer Strasse im Zentrum von Edinburgh.
Das war mein letztes Bild vom Marsch, für das ich Zeit hatte. Beim Musikstand für die halbe Strecke stellte ich fest, dass ich irgendwo vorher im Getümmel meine Kamera verloren hatte. Es war ein Höhepunkt und gleichzeitig ein Tiefpunkt: mein Team hatte ich verloren, mein Mobiltelefon war kaputt (es ist inzwischen wieder geflickt, ein robustes, mindestens 8-jähriges Ding), und meine Kamera war weg. Dabei war dort am Firth of Forth der Blick vom Silverknowes Golf Course aus überaus reizvoll. Der Himmel war schon am Aufhellen, es war klar, dass wir einen wunderschönen Tag erwischt hatten.
Nun ja, es ist ja dann alles gut herausgekommen, und es ist ganz gut, gegen Widerstände zu kämpfen und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Das énergie Team nach Ankunft in Oban am Sonntag, ca 14 Uhr. Wir tragen alle die Medaille, die es gab für die, die den ganzen Marsch zurück gelegt hatten.
Stilleben mit dekoriertem BH, Weltraumdecke, Medaille, MoonWalk-Hut und Läuferinnen-Nummer.

Wednesday, 24 June 2009

Mein Geburtstag war kein besonders feierlicher Tag. Ich war noch recht erschöpft vom MoonWalk in Edinburgh und vom Einbau meiner neuen Fenster und neuen Wohnungstüre am Vortag. Zudem verbrachte ich den ganzen Tag auswärts an einem Workshop. Da jedoch wurde ich mit diesem wunderschönen Strauss überrascht, den mir meine Community Worker und ihre Vorgesetzte präsentierten. Und so bekam der Tag doch noch eine ganz festliche Note. Und am Abend habe ich dann doch alle meine Geburtstagspost aufgemacht und die Geschenke, die z.T. per Post, z.T. von Hand eingetroffen waren.
Allen ganz vielen Dank!

Monday, 8 June 2009

Peru: Aufstand der UreinwohnerInnen gegen Ausbeutung des Amazonas-Regenwalds

Hallo,
Bitte beteiligen Sie sich/beteilige Dich an der Protestbriefaktion von Rettet den Regenwald .eV:
Peru: Aufstand der UreinwohnerInnen gegen Ausbeutung des Amazonas-Regenwalds

Nachfolgend etwas Information zur hochbristanten Lage, gemäss https://www.regenwald.org/protestaktion.php?id=412:

"Die Indianergemeinschaften beklagen, dass bereits jetzt rund 70% des peruanischen Amazonasgebiets für die Öl- und Gas-Exploration konzessioniert ist, die das Leben der Menschen und der Artenvielfalt des Amazonas gefährden. Demonstranten haben den Pumpbetrieb der Erdölpipeline der staatlichen Ölfirma gestoppt. Perus Präsident Alan Garcia antwortete darauf, dass “kleine Gruppen” nicht der “Entwicklung” des Amazonasgebiets im Wege stehen dürfen. Am 9. Mai hat die peruanische Regierung den Notstand für 60 Tage ausgerufen. Militär-und Sondereinheiten der Polizei wurden entsendet, um die friedlichen Proteste gewaltsam zu unterdrücken und die Interessen der überwiegend großen Unternehmen aus dem Ausland zu schützen. Mehrere Fälle von Gewalt gegen indigene Demonstranten waren zu verzeichnen. *)

Peru beherbergt nach Brasilien den größten Teil des Amazonasregenwaldes. Beide, der größte tropische Regenwald und der wasserreichste Fluss der Erde, sind von entscheidender Bedeutung für die Artenvielfalt und das globale Klima. Wissenschaftler schätzen, dass in Peru mit rund 25.000 gezählten Pflanzenarten etwa 10 Prozent der gesamten Flora der Erde beheimatet ist. Weiterhin kommen dort 1.816 Vogelarten vor. Natur und Mensch sind durch den industriellen Abbau der natürlichen Ressourcen in den letzten Jahrzehnten bedroht. Mehr als 70 Prozent des peruanischen Amazonasgebiets ist an ausländische Rohstoffindustrien konzessioniert. Zwischen 2002 und 2007 wuchs der Bergbau um mehr als 70 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden rund 4.200 Holzeinschlagsgenehmigungen an lokale Gemeinschaften erteilt, aber Tonnen von Zedern- und Mahagoniholz wurden schließlich im Ausland verkauft, obwohl der weltweite Handel damit verboten ist. Das neue und für verfassungswidrig erklärte Forstwirtschaftsgesetz (Erlass 1090) wird wieder im peruanischen Kongress diskutiert.

Alberto Pizango, Leiter der größten Organisation der indigenen Völker in Peru (AIDESEP – Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana), erklärte, dass die angestammten Indigenengebiete an multinationale Unternehmen ohne Anhörung übergeben werden und die Gespräche mit der Regierung abgebrochen wurden. Mit der Ausrufung des Ausnahmezustands durch die Regierung in den zentralen Regionen von Loreto, Amazonas, Ucayali und Cuzco wurden die Grundrechte der Bevölkerung wie Versammlungs- und Reisefreiheit eingeschränkt und der Weg für die militärische Kontrolle geebnet. Die Menschen haben Angst vor einer Spaltung der indigenen Gruppen in diesen Regionen. Bereits im Januar diesen Jahres hat Rettet den Regenwald mit einer Briefaktion gegen die anglo-französische Ölgesellschaft Perenco protestiert. Diese plant die Ölförderung im Regenwald der letzten unkontaktierten, in freiwilliger Isolation lebenden Indianergruppen.

****

*) Peru: Konflikt um Ausbeutung von Bodenschätzen im Regenwald eskaliert

EILMELDUNG: Mindestens 33 Tote – 11 Polizisten und 22 Indios – sind nach der gewaltsamen Aufhebung einer Straßenblockade durch die Polizei im Norden Perus zu beklagen. Ureinwohner hatten die wichtige Zugangsstraße zum peruanischen Amazonasregenwald seit Tagen blockiert, um den Ölfirmen den Weg zu versperren und gegen die Ölförderung in ihrem Regenwald zu protestieren.

Bitte nehmen Sie an [der] Protestaktion teil!

Tuesday, 31 March 2009

Hans Fässlers Räuberhöhlengleichnis

Bild vom Web, 31.3.2009.
Liebe Alle

Gestern habe ich im BBC TV eine Sendung über das Schweizer Bankgeheimnis gesehen. Die Schweiz steht immer weiter im Regen draussen, und es wäre wirklich langsam Zeit, diesen alten Zopf abzuhacken. Das wird zwar einigen nicht gefallen, aber wollen wir wirklich einer der letzten Zufluchtsorte für Blutgeld sein?

Mit grimmigem Vergnügen schicke ich hier eine kleine Geschichte von Hans Fässler weiter -- ich habe ihn schon anderweitig erwähnt. Hans Fässler hat u.v.a. ein kluges Buch über die Verstrickung der Schweizer Industrie in die Sklaverei geschrieben. Ist auch sonst ein kluger Kopf, und ich würde liebend gerne sein Buch ins Englische übersetzen, wenn sich ein Verleger, eine Verlegerin fände...


Hans F. setzt seiner Geschichte folgende Einleitung voran:
"Habe mich von Platon (ca. 370 v.Chr.), Ziegler (1976 fff.) und Dürrenmatt (Rede auf Vaclav Havel, 1990) inspirieren lassen und dem St.Galler Tagblatt unten stehenden Leserbrief geschickt. Euch zur Ergötzung, zum Nachdenken, zur Kritik, zum Weiterverbreiten oder für den elektronischen Papierkorb.
Herzliche Grüsse in wilden Zeiten
Hans Fässler"


"Räuberhöhlengleichnis


"Indianer, Kavallerie, Nazis.... Als bekennender Peer-Steinbrück-Fan und als einer von denen, die seit einem Vierteljahrhundert vor den Gefahren des Finanzplatzes Schweiz warnen, ohne von bürgerlicher Seite je gehört worden zu sein, blase ich gerne auch noch ins metaphorische Feuerchen: Die Schweiz ist durch das Bankgeheimnis und durch das kapitalistische Finanz-Casino zu einer Räuberhöhle geworden, in der sich die Diener, die Sklaven und die Gefangenen der Räuber schon so an das Leben drinnen gewöhnt habe, dass sie sich eines ausserhalb der Höhle [...] gar nicht mehr vorstellen können. Und wenn von draussen Menschenlärm hereindringt, dann werfen sie sich den Räubern ängstlich an die Brust und schwören, mit ihnen zusammen die Höhle bis zum letzten zu verteidigen. Anstatt dass sie die Chance nutzen würden, den Räubern zu entkommen und sich endlich selber zu befreien."


Ich wünsche allen viel Mut zur Freiheit!

Und denkt trotz allem dran, auch mal die Blumen am Wegesrand mit Nase und/oder Auge zu geniessen. Hier eine aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft, sozusagen frisch ab Presse (d.h. heute Nachmittag fotografiert). Wer sich da nicht im Tessin wähnt...

Monday, 16 March 2009

Ein Blick zurück: 75 Jahre Skiclub Boltigen

Meine Lieben

Eine meiner Cousinen 2. Grades -- unsere Grossmütter väterlicherseits waren Schwestern -- hat mir den Link zu einem Fotoalbum geschickt, das wunderbare Bilder des 75. Jubiläums des Skiclubs Boltigen enthält. Absolut sehenswert. Die Anachronismen allein sind ein Schmunzelfaktor, aber auch ein paar Fotos von offenbar und hoffentlich schmerz- und folgenlosen Stürzen.

Das Wetter war strahlend und der Schnee perfekt. Also: hier klicken und lachen, schmunzeln, staunen.

Herzlichen Dank, liebe Susanna und Theo (Fotograf)!

Friday, 13 March 2009

Gedanken zum Leben und Älterwerden, Singen und Gärtnern

Guten Tag

Hier kümmere ich mich u.a. mit viel Befriedigung um eine alte Dame, deren Angehörige eine halbe Tagesreise oder weiter entfernt leben. Sie ist fast 91-jährig und ihre alten FreundInnen sind halt auch nicht mehr im Stande, Hilfe zu leisten, wie sie es nötig hätte.

Jetzt ist sie ins Altersheim eingetreten und tut sich schwer damit. Ich kann ihr so gut nachfühlen und wünschte mir fast, ich hätte ein Haus mit dem Platz und der Infrastruktur, um mich selber ganz um sie zu kümmern. Doch das sind ja wohl Träume. Alleine käme ich ja auch nicht über die Runden, denn sie ist mehr und mehr verwirrt und verwechselt Tag und Nacht. Dazwischen aber hat sie lange, luzide Momente, und dann sind gute Gespräche noch möglich. Wie lange wohl noch? Sie ist sehr stark abgemagert in den letzten Monaten und hat die durchsichtige Haut der ganz alten Menschen. Ich habe sie sehr lieb gewonnen, seit ich sie letzten Juni zum ersten Mal gesehen habe.

Weiter erteile ich ein Mal pro Woche mit einer hiesigen Kollegin zusammen Englischunterricht für MigrantInnen (Teil eines Integrationsprogramms, das die lokale Behörde finanziert) für bis zu 15 Menschen aus fast allen Erdteilen und kulturellen Kontexten. Etwa halb und halb kommen sie aus dem europäischen Osten (Ungarn, Polen, Tschechien usw.) sowie aus Asien (Bangladesch, Thailand, China). Ab und zu schaut einE WesteuropäerIn herein. Die Leute sind vorwiegend in Hotels angestellt und arbeiten sehr unregelmässig. Der Unterricht richtet sich nach ihren Fähigkeiten, und wir teilen die Klasse meistens auf. Es ist spannend, aber auch anstrengend.

Im Garten fängt es jetzt auch wieder an, Spass zu machen. Ich habe gejätet und gestutzt. Und jenseits vom Maschendrahtzaun entsteht langsam, aber sicher ein Gemeinschaftsgarten. Letzten Sommer blühten dort alle Unkräuter, und die NachbarInnen haben jahrelang ihren Unrat dort entsorgt, mindestens den Grasschnitt, aber auch sonst viel Ghüder. Zudem bringen regelmässige Fluten auch ihre "Gaben". Vor knapp zwei Wochen haben wir zu fünft die Oberfläche von Plasticunrat und Glasscherben befreit. Jetzt ist einer meiner Nachbarn daran, etwas tiefer zu graben. Da das Geld nicht grad auf der Strasse liegt, wollen wir schon Mal ein paar Beete anlegen und wohl auch einen Kompost. Gemüse gibts in Anbetracht der Verunreinigungen im Boden wohl nicht sofort, aber für Blumen sollte es allemal reichen. Ich will Ringelblumen säen und Kapuzinerli.

Dann singe ich in zwei Chören mit. Im Mai führen wir im Oban Bach Choir den Elias von Mendelssohn auf. Und im Oktober solls mit dem Oban Gaelic Choir Preise regnen, wenn wir mit vielen anderen Chören um die Wette singen am Mod, dem grossen traditionellen Festival, das heuer in Oban stattfindet.

Der Frühling kommt auch langsam, und die Nächte sind schon ganz mild, so dass ich die Heizdecke weggesteckt und die Fenster offen habe. Im Garten blühen ein paar kleine Osterglocken und winzige blaue Hyazinthenglöckchen (sogenannte bluebells), nebst den Gänseblümchen im Rasen. Andernorts blühen die Rhododendren in aller Pracht, und gestern sind die ersten hellrosa Kirschen aufgeblüht. Diese Bäume sehen ganz festlich aus!

Monday, 9 March 2009

Tough love -- Harte Liebe?

Meine neue junge Nachbarin hat eine kleine Tochter, die sie alleine aufzieht. C. wurde letzten November 2-jährig, ist also noch sehr klein. Der Umzug hierher hat ihr zugesetzt: Plötzlich schläft sie nicht mehr mit ihrer Mama auf der Couch im Wohnzimmer der Grosseltern, sondern hat ein "Gefängnis" (ein Kinderbett mit Gitter ringsum) in einem für sie riesigen rosa Zimmer. Die Tür zur Wohnung ist zu.
Ist es überraschend, dass C. nicht gerne zu Bett geht? Sie hat jeden Abend Schreikrämpfe, die mindestens eine halbe Stunde andauern. Zudem erwacht sie mitten in der Nacht und ruft nach Ihrer Mama - zuerst sanft, aber bestimmt, dann immer mehr mit Panik in der Stimme. In letzter Zeit kommt Ärger und Zorn dazu.

Ich habe meine Nachbarin kurz darauf angesprochen und sie gefragt, was sie selber wahrnimmt. Sie meinte ganz offen, sie müsse ihre Tochter jetzt daran gewöhnen, dass Mama nicht mehr dauernd umewäg sei.

Ich fühle zutiefst mit: Genau so ist man mit mir seinerzeit im gleichen Alter verfahren, als meine Mutter mit meinem mittleren Bruder schwanger ging. Ich erinnere mich deutlich, was für Angst ich damals ausgestanden habe.

Heute ist mir klar, dass diese Mütter (und Väter) an ihren Grenzen waren und sind. Doch ein 2-1/4.-jähriges Kind versteht das nicht und nimmt bloss wahr, dass es von seiner Mutter/seinen Eltern im Stich gelassen wird. Lange weinen und schreien Lassen macht alles nur schlimmer und traumatisiert fürs Leben.

Zahlreiche meiner Freundinnen haben ihre kleinen Kinder anders behandelt, haben nächtelang ausgeharrt und Sicherheit gegeben, ihre Gegenwart fühlen lassen, ein Kind auch mal stundenlang umhergetragen. Denn unsere jahrtausendealte Geschichte ist eine Geschichte der Bewegung, und im Gehen Getragenwerden wohl das Beruhigendste, was einem Kind zuliebe getan werden kann. Es erinnert sich wohl auch an das Getragensein im Mutterbauch.

Sunday, 15 February 2009

Gedanken zum Sonntag -- wieder zuhause

Liebe Leute in zumeist ferneren Landen

Vor gut einer Woche bin ich wieder auf diese wunderbare grosse Insel zurück gereist. Alles ist sehr gut gelaufen; Pünktlichkeit von Abfahrt in Bern bis Ankunft in Oban. Der Steigflug über den Nordwesten von London war spektakulär: Noch nie habe ich soviel England unter Schnee gesehen! Der Anflug auf Glasgow entlang der Westküste von Wales und Südschottland war wunderbar, mit einer unerwartet guten Weitsicht: die grosse südschottische Insel Arran ragte majestätisch zwischen dem Festland und der hügeligen Halbinsel von Mull of Kintyre herauf, mit den drei markanten Gipfeln der Insel Jura am orange-glühenden Horizont.

So wäre denn alles bestens in der besten aller Welten.
Doch finde ich natürlich immer ein Haar in der Suppe. Besonders aufgestossen ist mir die Tatsache, dass alle Reisenden im neuen Terminal 5 in Heathrow sich fotografieren lassen müssen. Das finde ich einfach eine Zumutung. Alle werden wir wie potentielle VerbrecherInnen behandelt!
(Klammer auf: Der neue Terminal 5 ist strukturell ganz ansprechend; offenbar haben sich die Architekten von Santiago Calatrava inspirieren lassen, ohne allerdings seine Leichtigkeit und Eleganz zu erreichen:
(Terminal 5: Stütze und Fensterfront)
(Terminal 5: Blick in den Aussenteil der Abflugshalle)
(Terminal 5: Detail der Deckenstruktur bei den Abflugsgates)
Klammer zu.)
Zurück zum Thema Überwachungsstaat:
Inzwischen gibt es Artikel über das schleichende Erodieren der Bürgerfreiheiten, ganz besonders auf den Britischen Inseln. Wir leben hier in einem richtigen Überwachungsstaat, angetrieben von einer allgemeinen Angshysterie vor Kriminellen und Terroristen. Nirgends sonst sei die Dichte der CCTV-Kameras so hoch wie im Zentrum von London. Also: Wer sich nicht gern fotografieren lässt, bleibt London fern!
Ein Beispiel:
Letzte Woche hat mich ein ausländisches Ehepaar, dessen Tochter hier in die High School geht, angefragt, ob ich ihrem Kind Nachhilfe in Englisch erteilen würde. Ich sagte, ich wolle es mir überlegen. Und schlug vor, dass der Teenager zu mir nach Hause käme, weil ich da Platz genug und Zugang zu Unterrichtsmaterialien habe, auch online.
Doch einer meiner Freunde, ein Primarschulleiter, meinte, das sollte ich nicht tun, denn dann würde ich mich der Gefahr aussetzen, als potentielle Sexualstraftäterin dargestellt zu werden, da das Kind ja noch minderjährig sei.
Leider spricht er aus Erfahrung, denn er ist oft mit solch absurden Situationen konfrontiert. Zwar findet auch er diese Überlegungen völlig daneben, doch weil er sehr exponiert ist, hält er sich immer auf der absolut sicheren Seite: So würde er es nie zulassen, mit einem seiner Schulkinder alleine in einem Schulzimmer zu sein. Mal ein Kind notfallmässig per Auto nach Hause zu fahren, kommt überhaupt nicht in Frage, wenn niemand ihn begleiten kann.
Mir scheint, die Leute begeben sich lieber in allerlei Gefahr, lassen sich lieber alle Bürgerfreiheiten absprechen und verpuffen Millionen in zweifelhafteste Überwachungsmethoden, anstatt das Geld in Bildung und Ausbildung zu investieren, die nicht nur ihrer eigenen jungen Generation zugute käme, sondern zum Beispiel auch den Menschen, die aus der sogenannten Dritten Welt zu uns kommen.
(7.2.09: Blick aus dem Flugi auf eine schneeüberzuckerte Landschaft)
Sonst aber ist alles bestens in der besten aller Welten. Meine lärmigen Nachbarn erlitten zwar einen mühsamen Rückfall von Freitag auf Samstag, der mir X Stunden Schlaf geraubt hat, doch ist es im Allgemeinen viel, viel besser, und ich habe inzwischen schon ein paar Nächte lang sechs Stunden am Stück schlafen können -- ein Rekord! Langsam fühle ich mich stabiler und ausgeruhter. Nun wünsche ich mir, dass es so ruhig bleibt.
Euch allen eine gute Zeit. Bis demnächst wieder. Und möge der Winter langsam doch dem Frühling Platz machen!

Tuesday, 20 January 2009

Toussaint Louverture - Sklaverei und die Schweiz

Guten Tag gleich noch einmal
Am Tag, da Barack Obama der erste dunkelhäutige Präsident der Vereinigten Staaten von (Nord-)Amerika wird, habe ich folgende Einladung erhalten, die ich hier gerne einem weiteren Kreis vorstelle. Die Schweiz hat ein düsteres Kapitel in ihrer Geschichte: zahlreiche Industrielle waren überaus aktiv im Sklavenhandel und haben sich dabei die Finger schmutzig gemacht/eine goldene Nase verdient.
Hier bietet sich die Gelegenheit, ein wenig mehr darüber zu erfahren:


Pèlerinage Toussaint Louverture: Edition 2009

Gemeinsame Fahrt zur Todeszelle von Toussaint Louverture: 2009
"Pilgrimage" to Toussaint Louverture's Death Cell: Edition 2009

Liebe Freunde / Chers camarades / Dear friends

Comme chaque année, des gens du monde entier et particulièrement d'origine haïtienne vont se rendre au Fort de Joux situé dans le Département Haut Doubs pour honorer Toussaint Louverture la journée de sa mort.

Wie jedes Jahr werden sich Menschen aus der ganzen Welt und vor allem solche haitianischer Abstammung auf das Fort de Joux im Département Haut Doubs begeben, um Toussaint Louverture an seinem Todestag zu ehren.

Like every year, people from all over the world, but above all of Haitian origin, will travel to the Fort de Joux situated in the Haut Doubs Département in order to honour Toussaint Louverture on the day of his death.



Dabei wird auch eine Gruppe aus der Schweiz sein, welche am Montag, 6. April 2009 via Zürich-Neuenburg nach Pontarlier reist, dort übernachtet und am 7. April an den Feierlichkeiten auf dem Fort und im Bürgermeisteramt von Pontarlier teilnimmt. Möchtest du dabeisein? Dann schick [einen Kommentar an diesen Blog! Er wird an mich weitergeleitet, aber nicht veröffentlicht.] Ich werde dann die Details mitteilen.

Il y'aura aussi une délégation suisse, qui via Zurich-Neuchâtel se rendra à Pontarlier le lundi, 6 avril 2009,
y passera la nuit et participera aux cérémonies le 7 avril au Fort et dans la Mairie de Pontarlier. Aimerais-tu y participer? Dans ce cas, envoie-moi un [commentaire à ce site! Le commentaire sera suivi à moi sans être publié ici.] Je vais alors communiquer les détails.

There will also be a group from Switzerland, which will travel to Pontarlier via Zurich-Neuchâtel on Monday, 6th April, will spend the night there and will participate in the ceremonies on the Fort and in the Town Hall of Pontarlier. Would you like to participate?
Let me know by sending [a comment to this site; it will be forwarded to me but will not be published here]! I will then inform you on the details.

Cordialement / Herzlich / Best wishes
Hans Fässler*)


*) Hans Fässler ist der Autor des Buches Reise in Schwarz/Weiss

Gedanken am Tag der Einsetzung von Barack Obama

Guten Tag!

Am Tag der Einsetzung von Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von (Nord-)Amerika, gehen hier die Wellen hoch, und die Radio- und TV-Programme sind auf die USA gerichtet.

Das Interesse ist verständlich: Vor rund 150 Jahren wurden Zehntausende von SchottInnen von ihrem Land vertrieben, weil die reichen Landbesitzer Schafzucht betreiben wollten, was damals ein lukratives Geschäft war (heutzutage lohnt es sich kaum noch, und viele Weiden verganden, weil sie nicht bewirtschaftet werden). Schiffe voller Flüchtlinge nahmen Kurs auf die Neue Welt. Die Bande zwischen den Menschen, die auswandern mussten, und denen, die zurück geblieben waren, sind zumeist immer noch ganz eng. Zudem ist ja diese grosse Insel mit England, Wales, Schottland und (Nord-)Irland in einer "besonderen Beziehung" zu den USA, und viele junge Männer (und Frauen) leisten Kriegsdienst in Irak und Afghanistan. Deshalb ist das Interesse an den Ereignissen ennet des Grossen Teiches immens!
Ausserdem feiert Schottland heuer den 250. Geburtstag seines Nationalpoeten, Robert (Rabbie) Burns, und hat das Jahr der Heimkehr (Year of Homecoming) ausgerufen. Alle Menschen mit Schottischen Wurzeln sollen hierher kommen und mit den Zuhausegebliebenen feiern. Natürlich ist die Hoffnung gross, dass auch die Verwandten aus Amerika den Weg hierher finden werden, obschon die wirtschaftliche Lage miserabel ist.

Oban und seine Menschen bereiten sich langsam auf die BesucherInnen vor. Ein paar Häuser und Hotels sind renoviert; die Gerüste abgebaut, die seit ein paar Jahren den FussgängerInnen den Weg erschwert hatten. Die Stimmung ist allerdings bloss verhalten optimistisch, denn die tiefe Rezession macht vielen sehr zu schaffen:

Kleinbauern, crofters genannt, kämpfen mit um 100% bis 300% höheren Produktionskosten als vor gut einem Jahr! Ein Viertel aller Betriebe entlässt Angestellten, weil die Bestellungen zusammen gebrochen sind. Die wichtigste Bank, Bank of Scotland, war vor gut einem Monat in den Schlagzeilen und ist faktisch verstaatlicht; die nächstwichtige, Royal Bank of Scotland, hat £8 Milliarden verloren, und ihre Aktien brachen gestern um über 60% ein -- heute haben sie allerdings bereits um 16% aufgeholt -- letzte Nacht hätte man diese Aktien für weniger als £1 kaufen können! Faktisch ist auch diese Bank zu 70% verstaatlicht. Es ist ein eigenartiges Gefühl, sozusagen Mitbesitzerin dieser grossen, uralten Banken zu sein...

Mir geht es bei allen diesen düsteren Nachrichten ganz gut. Zwar habe auch ich nicht mehr so viel Arbeit wie letzten Sommer, aber es lässt sich ganz ordentlich leben. Und ich habe mir einen kleinen, aber feinen Freundeskreis aufgebaut. Hier sind die Menschen sozialer eingestellt: man klatscht und plaudert miteinander (es wird "a wee blether" genannt) statt zu mailen oder zu telefonieren. Vieles geht ein wenig langsamer, aber trotzdem ganz gut.

Soviel für heute. Das Wetter ist grau, aber die Sonne hat es kurz nach Sonnenaufgang vor etwa einer Stunde doch durch die Wolken geschafft, so dass ich eine Minidosis ganz helles Licht genossen habe.

Allen alles Gute und bis bald!

Wednesday, 14 January 2009

Gedanken Mitte Januar

Meine Lieben Alle

Die Festtage waren voller Aktivitäten. Langsam zieht auch hier wieder Alltag ein.

Über die Weihnachtstage habe ich meiner längstjährigen Oban-Freundin unter die Arme gegriffen. MC wurde am 24.12. nach einer Hüftoperation aus dem Spital nach Hause entlassen und konnte noch kaum gehen. (Inzwischen steigt sie alleine 19 Aussenstufen hoch, nimmt den Bus ins Städtchen, macht ihre Einkäufe und fährt per Bus wieder nach Hause, dazu empfängt sie fast täglich neuen Besuch, der bei ihr übernachtet -- absolut erstaunlich, wie schnell sie sich erholt!) Ich kochte, putzte, machte Einkäufe, kochte ein schönes Festmahl am 25.12. für sie, eine weitere Freundin und mich selber. Genüsslich -- ich koche nämlich sehr gerne, wenn andere Menschen anschliessend mitgeniessen!

Am 27.12. ging ich nach einer Massage bei Yogoda in Oban wieder zu mir nach Hause und bereitete mich auf die Ankunft meiner allerältesten England-Freundin vor. MB und ich arbeiteten 1972/73 im gleichen Büro in Salfords bei Gatwick und sind immer noch in Kontakt. Sie verbrachte Silvester 2007/Neujahr 2008 bei mir in Bern, und jetzt haben wir diese noch junge Tradition hier in Oban weiter geführt.

Es war wunderbar, über diese Tage Gesellschaft zu haben, gerade und vor allem, weil die Nachbarn unten sich absolut asozial aufführten, mit stundenlangem Hundegeheule zu allen Tages- und Nachtzeiten und einem lärmigen Kommen und Gehen ebenfalls zu allen Zeiten. Es war kaum auszuhalten, und MB tat mir sehr leid, da sie anderes verdient gehabt hätte. Auch der Hund tat uns sehr leid, das arme Vieh kann ja nichts dafür, dass sie schlecht gehalten wird.

Die rücksichtslosen Nachbarn haben unser Programm ganz schön durcheinander gewirbelt, weil wir morgens jeweils voller Erschöpfung schlafen mussten, wenn die Irren unten endlich Ruhe gaben. Die schlafen vor allem tagsüber und machen Nachts oft Lärm. Tagsüber Pausen einzuschalten ist schwierig, weil ich Arbeit habe (yuppiiii!) und die Leute auch tagsüber nicht wirklich Ruhe geben. Oder dann ist in der Wohnung über mir was los, mit Umbaulärm (zum Beispiel ab 9Uhr am 1.1.09, nachdem wir um 6Uhr endlich einschlafen konnten...).
Y sont fous, les Ecossais!!!

Inzwischen ist es wieder besser, nachdem ich zum x-ten Mal Polizei, Hausverwaltung und Gemeinde eingeschaltet und auch wieder einmal das direkte Gespräch gesucht habe, was ich allerdings als ziemlich schwierig empfinde.

Doch das Lachen ist mir trotz alledem noch nicht vergangen. Ich habe so viele hilfreiche, sympathische Menschen um mich herum, dass es eine Freude ist. Und das Wissen, dass ich jederzeit ans Meer sitzen kann, oder das Tälchen hinauf an einen ganz, ganz ruhigen Ort, trägt mich durch alles hindurch.

Das wars für heute. Ich hoffe, Ihr habt alle gut wieder angefangen, habts nicht allzu streng mit der Arbeit und findet jeden Tag etwas, das Euch zum Lachen bringt.

Auf bald!

Friday, 9 January 2009

8 Monate...

Guten Tag!
Heute vor genau acht Monaten bin ich in meiner kleinen Wohnung hier in Oban eingezogen. Ich habe die erste Wintersonnwende und das erste Neujahr hier in Schottland hinter mir. Langsam kehrt wieder der "normale" Alltag ein.
Winternachmittag in Oban – Blick vom Hafenkai Richtung Süden (4.1.09, ca 14h).
Während das kontinentale Europa friert, haben wir hier ganz angenehme Temperaturen, doch fürs Wochenende ist Sturm angesagt. Wir werden sehen. Die Wettervorhersagen für diese Gegend treffen oft nicht zu, denn es hat viel zu wenig Messstellen. Erst im Aufbau begriffen ist ein System, das die Wetterdaten von Fischerbooten aufnehmen kann, die die tatsächlichen Bedingungen vor den Inseln aufzeichnen.
Während die Regierungen Milliarden in die todkranke Wirtschaft pumpen, fehlt das Geld für einfachste Infrastruktur!
Hier Fotos, die ich über die letzten Tage aufgenommen habe. Meine alte Freundin MB war hier zu Besuch aus Südengland. Per Velo unternahmen wir ein paar Ausflüge, zum Teil bei strahlendem Wetter, zum Teil wars halt bewölkt. Doch ist das Licht lange vor Sonnenaufgang, lange nach Sonnenuntergang schon intensiv: Dank der leicht abgeflachten Erdrundung strahlt die Sonne die Wolken von tief unter dem Horizont an. Das gibt ein ganz spezielles Licht und verlängert die sonst eher kurzen Tage.
Nachmittag im Hinterland von Oban (31.12.08).
Abendstimmung an der schottischen Westküste, ca 10 Autominuten südlich von Oban (2.1.09).
Am vergangenen Sonntag spielte eine Delphinfamilie in der Bucht von Oban. Mein Foto ist nicht super, aber wenn Du darauf klickst, wird es grösser:
Rückenflossen von Delphinen in der Bucht von Oban, zwischen dem Festland und der Insel Kerrera (4.1.09).
Kurz vor Sonnenaufgang - Blick aus meinem Küchenfenster (5.1.09, ca 10h30).
Ein eher unüblicker Blick vom Bahnhof von Oban zum kreisrunden McCaig's Tower,
dem Wahrzeichen von Oban (5.1.09).
Blick vom Kai über die Bucht von Oban in Richtung Südwesten auf die Inseln Kerrera und Mull (5.1.09).
Die Blumenfotos sind zwei Sträusse, die ich als Neujahrsgruss erhalten habe. Danke, MB und RAE!

Tuesday, 6 January 2009

Aufruf: GAZA - Stopp der militärischen Aggression - für die Aufhebung der Blockade

LinkAufruf zur Nationalen Kundgebung am 10.1.09, 14:30, Bern-Schützenmatte


GAZA: STOPP DER MILITÄRISCHEN AGGRESSION - FÜR DIE AUFHEBUNG DER BLOCKADE


Samstag, 10. Januar, 14.30 Uhr Bern Schützenmatte

Alle weiteren Angaben sowie pdf des Flugblatts zum Herunterladen auf http://www.nahostfrieden.ch/veranstaltungen

Bitte kommt an die Demonstration, leitet die Info an FreundInnen und Bekannte weiter.

Aktuelle Berichte ausserhalb der CH-Tagespresse finden Sie u.a. auf
- http://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/ (deutsch)
- http://groups.google.com/group/newprofile?hl=en (englisch)
- http://www.freegaza.org (englisch)


Quelle: http://www.nahostfrieden.ch